Patienten ohne Durchblick

Frontal21: Krankenhäuser geben ungenau Auskunft über Fallzahlen bestimmter Operationen

Wer als Patient die Fallzahlen bestimmter Operationen in seinem Krankenhaus erfahren will, bekommt nach Recherchen von Frontal21 in der Regel keine klare Auskunft. Dabei ist die Unerfahrenheit von Ärzten einer der Hauptgründe für Fehler am Operationstisch. Frontal21 wollte wissen, wie es um die Transparenz in Krankenhäusern bestellt ist. Das Ergebnis der Probeanrufe: Nur eine von achtzig Kliniken konnte am Telefon eine konkrete Zahl nennen.

Rund 40.000 fachliche Fehler werden nach Angaben des Berliner Robert-Koch-Instituts Jahr für Jahr in Kliniken und Praxen aktenkundig. Studien belegen es längst: Übung macht auch in der medizinischen Praxis den Meister.

Mittlerweile sind die Ärzte zwar verpflichtet, sich fortzubilden, und Krankenhäuser müssen eine Mindestzahl für bestimmte Operationen nachweisen. Allerdings gilt diese Regelung nur für seltene Eingriffe.

Stichprobe nach dem Zufallsprinzip

Solange für Standard-Operationen keine Fallzahlen vorgeschrieben sind, bleibt dem Patienten nur, sich selbst nach der Zahl an Eingriffen zu erkundigen. Frontal21 wollte wissen, wie gut Krankenhäuser Auskunft geben.

Die Redaktion wählte in einer Stichprobe nach dem Zufallsprinzip bundesweit achtzig Krankenhäuser aus, fünf pro Bundesland. Testanrufer gaben sich dort als Angehörige von Patienten aus und erkundigten sich nach den Fallzahlen für bestimmte Knie-Prothesen.

Ungenaue Antworten

Das Ergebnis: Nur ein Krankenhaus konnte konkrete Zahlen nennen, ansonsten erhielten die Anrufer nur ungefähre Angaben. „Regelmäßig“, „häufig“ oder „Das ist eine Standard-OP“ lauteten die Antworten.

Die Redaktion fragte außerdem per Fax bei den Pressestellen der achtzig Krankenhäuser nach den Fallzahlen für das Jahr 2004. Nur 25 Kliniken antworteten. Die Antworten machten deutlich, wie ungenau die telefonischen Angaben der Kliniken waren.

Unter „Standard-OP“ verstand ein Krankenhaus 15 Eingriffe pro Jahr, eine andere Klinik meinte damit 381 Operationen. Selbst die Aussage „täglich“ wurde weit interpretiert, die Fallzahlen schwankten zwischen 75 und 396 Operationen im Jahr.

heute online, 22. März 2005