Tempolimit auf der Datenautobahn

Was die neuen Telekom-Tarife für Verbraucher bedeuten

Berlin, 26.April (AFP) – Die Telekom hat in dieser Woche mit neuen Tarifen für Aufregung gesorgt: Künftig will der Konzern die Zugangsgeschwindigkeit zum Internet drosseln, wenn Nutzer zu viel im Internet surfen. Wer davon betroffen sein wird, lässt sich bislang kaum sagen.

Was genau plant die Telekom?

Die Telekom will analog zum Mobilfunk auch im Festnetz eine Geschwindigkeitsbegrenzung fürs Internet einführen. Nutzen Verbraucher ihren Internetanschluss besonders stark, wird der Zugang ab einer bestimmten Grenze langsamer. Konkret sollen Kunden mit einem normalen DSL-Anschluss nur noch 75 Gigabyte Daten pro Monat bei voller Geschwindigkeit versurfen dürfen, Kunden mit schnellen VDSL-Anschlüssen bis zu 400 Gigabyte. Ist diese Grenze überschritten, soll die Geschwindigkeit deutlich reduziert werden. Alternativ sollen Kunden dann für mehr schnellen Verkehr extra zahlen.

Wer ist davon betroffen?

Die Möglichkeit der Drosselung will die Telekom in alle neuen Verträge ab dem 2. Mai schreiben, Altverträge sind nicht betroffen. Wann der Konzern die Geschwindigkeitsbeschränkung tatsächlich einführt, ist unklar – vor 2016 wird dies laut Telekom aber nicht der Fall sein. Wer seinen Internetanschluss bei einem anderen Anbieter hat, kann sich entweder zurücklehnen – oder ist schon von der Möglichkeit zum Drosseln betroffen. Die großen DSL-Anbieter Telefónica (O2) und Vodafone wollen zunächst keine entsprechende Regelung einführen. Kabel Deutschland hat bereits eine vertragliche Verbrauchsgrenze. 1&1 bietet zwei Modelle: einen günstigeren Anschluss mit Datendrossel, einen teureren ohne.

Wobei fällt besonders hoher Datenverkehr im Internet an?

Die meisten Daten fallen bei Videos und Musik an. Wer also häufig Filme im Internet ansieht – zum Beispiel in den Mediatheken von ARD und ZDF, auf Youtube oder über die Tagesschau-App – verursacht einen relativ hohen Verkehr. Ebenfalls hohe Datenraten sind fürs Musikhören im Internet über Radio-Livestreams oder Musikdienste nötig. Das gleiche gilt für Internettelefonie und Videotelefonate, beispielsweise über Skype.

Was bedeuten die Grenzen konkret?

Ein Film in HD-Qualität verursacht etwa 10 Gigabyte Datenverkehr, in normaler Qualität sind es zwei Gigabyte. Ein Zwei-Minuten-Clip bei YouTube macht sechs bis sieben Megabyte aus, eine Stunde Musikhören 72 Megabyte. Der Kauf eines Liedes im Internet schlägt mit drei bis vier Megabyte zu Buche, das Aufrufen einer Internetseite mit einem Megabyte. Die Obergrenze von 75 Gigabyte klingt angesichts dieser Zahlen nach viel. Angesichts der Tatsache, dass selbst jeder moderne Fernseher internettauglich ist, könnte es sich aber bald als wenig herausstellen.

Wie kann ich meinen monatlichen Verbrauch herausfinden?

Die Telekom will ihren Kunden vor Umsetzung der Drosselung den Datenverbrauch im Kundencenter anzeigen. Zahlreiche Internetrouter – die Geräte, über die sich Computer, Smartphones und Tablets per Kabel oder WLAN mit dem Internet verbinden – zählen ebenfalls, wie viele Daten die Nutzer hoch- und heruntergeladen haben. Einsehbar ist das über das Konfigurationsmenü des Routers. Zusätzlich gibt es Datenzähler für Computer oder mobile Geräte, welche die Datenmengen kontrollieren. Für ein Gesamtbild des Verbrauchs müssen diese dann allerdings auf allen Geräten laufen.

Was hat das mit dem Thema Netzneutralität zu tun?

Netzneutralität bedeutet, dass der Anschlussanbieter alle Internetinhalte gleich behandelt: Youtube-Videos kommen also genauso schnell beim Nutzer an wie das Filmchen von der privaten Internetseite. Die Telekom will künftig eigene Angebote bevorzugen: Wer Internetfernsehen über die Telekom bucht, zahlt für diesen Datenverkehr nicht extra. Wer hingegen lieber ein anderes Film- oder Fernsehangebot nutzen will, zahlt unter Umständen mehr Geld.

(c) AFP, 26. April 2013